Projekt
Die Arbeit und Kultur Saarland gGmbH sucht saarländische Künstler*innen zur Erstellung digitaler Kunstwerke zu den Stolpersteinen in der Saarbrücker Innenstadt. Diese künstlerischen Arbeiten, die den Schicksalen der Opfer des Nationalsozialismus gewidmet sind, sollen als "Stolpersteine-Tour" in die App „Orte der Erinnerung“ integriert und auf dem Smartphone angezeigt werden, wenn man sich einem Stolperstein nähert. Ziel ist es, das Gedenken an die Opfer lebendig zu halten und den Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich direkt am Stolperstein, also dem letzten Wohnort der betreffenden Person, emotional und informativ mit deren Geschichte zu beschäftigen.
Ausschreibung und Zeitplan
Die digitalen Kunstwerke können in Form kurzer Videos oder Audios (idealerweise mit maximal 1 Minute Länge) oder als Bilder auf dem Smartphone dargestellt werden. Künstler*innen aller Sparten sind eingeladen, ihre Ideen in Form von Kurzkonzepten zwischen dem 4. November und 5. Dezember 2024 einzureichen.
Nach der Auswahl durch eine Jury werden 10 der eingereichten Konzepte durch die Künstler*innen bis zum 28. Februar 2025 umgesetzt und mit 500 Euro honoriert. Anschließend erfolgt die Integration der digitalen Inhalte in die App „Orte der Erinnerung“.
Am 8. Mai 2025, dem Gedenktag zur Befreiung vom Nationalsozialismus, wird die neue Tour im Rahmen einer gemeinsamen Begehung mit den beteiligten Künstlerinnen und Projektpartner*innen der Öffentlichkeit präsentiert. Ab diesem Zeitpunkt wird die „Stolpersteine-Tour“ kostenlos über die App auf Smartphones verfügbar sein, sodass alle Interessierten die Steine selbstständig mit digitaler Begleitung besuchen können.
Hintergründe
Seit 1992 verlegt der Künstler Gunter Demnig in Deutschland und Europa "Stolpersteine" in Form von Gedenktafeln aus Messing in Gehwegplatten vor den letzten Wohnorten von Opfern des Nationalsozialismus. Die Tafeln tragen die Namen und Lebensdaten der Verfolgten. In Saarbrücken wurden bislang 69 Stolpersteine verlegt.
Die App „Orte der Erinnerung“ lädt Nutzer*innen in verschiedenen partizipativen Touren dazu ein, Orte in saarländischen Gemeinden zu besuchen, an denen während des Nationalsozialismus Verfolgung und Widerstand stattfanden oder an die heute erinnert wird. An der Erstellung der App waren zahlreiche Institutionen beteiligt, darunter die Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes. Für die Implementierung neuer Touren wird mit der saarländischen IT-Firma EUROKEY Software GmbH zusammengearbeitet.
„Stolpersteine-Tour“ ist ein gemeinsames Projekt der Arbeit und Kultur Saarland gGmbH, der Landeszentrale für politische Bildung Saarland, des Stadtarchivs Saarbrücken, der Synagogengemeinde Saar und des Instituts für aktuelle Kunst im Saarland. Das Projekt wird durch das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes, die Arbeitskammer des Saarlandes, Saar-Toto und die Sparkasse Saarbrücken gefördert.
Die Stolpersteine
Für die „Stolpersteine-Tour“ wurden 10 Stationen in der Saarbrücker Innenstadt ausgewählt. Unmittelbar beieinanderliegende Steine werden in der App als eine Station zusammengefasst und gemeinsam mit einem Kunstwerk bedacht.
Johanna Kirchner - Bahnhofstr. 95
MehrJohanna Kirchner - Bahnhofstr. 95
Johanna Kirchner, geboren Johanna Stunz, *24. April 1889 in Frankfurt am Main hingerichtet in Berlin-Plötzensee am 9. Juni 1944.
Johanna Kirchner entstammte einer sozialdemokratischen Familie. Sie erlebte schon als Kind das politische Engagement beider Eltern und trat mit 19 Jahren, also noch vor dem Ersten Weltkrieg, in die SPD ein. Sie engagierte sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl Kirchner in der Frankfurter Kriegsfürsorge und betreute dort insbesondere Frauen und Kinder in Not. Als 1919 auf Betreiben von Marie Juchacz der Hauptausschuss der Arbeiterwohlfahrt (AWO) gegründet wurde, gehörte Johanna Kirchner zu den Gründungsmitgliedern des Frankfurter Ortsausschusses. Sie gehörte darüber hinaus zu den Hauptorganisatorinnen der Ruhrkinderverschickung 1923 und der Kinderfreundebewegung, die Kindern Zugang zu Bildung und Wissen ermöglichte.
In der Endphase der Weimarer Republik galt ihre politische Tätigkeit als Parteisekretärin der Frankfurter SPD vor allem der Erhaltung der Demokratie und dem Kampf gegen den Nationalsozialismus. Nach der Besetzung des Frankfurter Gewerkschaftshauses durch die SA am 2. Mai 1933 emigrierte sie nach Saarbrücken, wo sie in einer Fremdenpension, die die inzwischen ebenfalls emigrierte Marie Juchazc als einen Treffpunkt für Emigranten betrieb, Arbeit fand. Diese Pension befand sich damals in der Bahnhofstraße 80. Die Emigranten konnten hier billig essen und Informationen austauschen. Die Gestapo hatte aber bereits ihre Fühler ins Saargebiet ausgestreckt. Sie beobachtete die Emigrantentreffs und nutze später diese Informationen bei der Suche nach Flüchtlingen im besetzten Frankreich. Johanna Kirchner arbeitete an der Seite von Max Braun gegen den drohenden Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland. Ab 1935 war sie in der Flüchtlingsberatung in Forbach tätig. Sie wurde mehrfach verhaftet, konnte aber unter anderem auch mit Hilfe von Johannes Hoffmann, dem späteren saarländischen Ministerpräsidenten, in Frankreich untertauchen, bis sie im Juni 1942 von der französischen Geheimpolizei verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert wurde.
Über Saarbrücken, wo sie ihre beiden Töchter noch einmal sehen konnte, kam sie ins Untersuchungsgefängnis Berlin–Moabit. Dort wurde sie zunächst vom Vorwurf des Landesverrats befreit und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf außerordentlichen Einspruch des Präsidenten des Volksgerichtshofs Freisler, der in einem zweiten Schauprozess von wenigen Minuten selbst den Vorsitz führte, wurde Johanna Kirchner zum Tode verurteilt.
Sie wurde am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Max Haymann - Karcherstr. 11
MehrMax Haymann - Karcherstr. 11
Dr. med. Max Haymann, geb. 11.05.1896 in Saarburg, Sohn von Sophie und Siegmund Haymann, Arzt und Geburtshelfer
Er wohnte zuerst in der Sulzbachstraße 18, danach in der Karcherstraße 11, wo auch seine Praxis war. Verheiratet mit Gertrud Haymann, geborene Kahn, zwei Kinder, beide in Saarbrücken geboren: Tochter Carla, geb. 27.01.1930, Sohn Hans, geb. 19.08.1932
13.01.1930 Emigration nach Neuf-Chateau/Frankreich. Am 19.06.1941 von der Gestapo in Riberac/Dordogne verhaftet und in das Pariser Gefängnis La Santé gesteckt, 1942 nach Auschwitz deportiert.
Todesdatum: 13.04.1942
Seine Frau und seine beiden Kinder überlebten den Holocaust. Der Sohn lebt in Israel.
Ida Blum, Salomon Blum, Erna Peiser, Ernst Peiser - Ursulinenstr. 24
MehrIda Blum, Salomon Blum, Erna Peiser, Ernst Peiser - Ursulinenstr. 24
Ernst Peiser, geb. 16.05.1893 in Bunzlau/Schlesien
Im ersten Weltkrieg war er als Feldwebel Kriegsteilnehmer und verlor dabei ein Auge. Für seine Tapferkeit erhielt er das „Eiserne Kreuz“.
Nach dem ersten Weltkrieg war er im Geschäft des Großvaters tätig, bis er 1934 Sekretär der jüdischen Gemeinde in Saarbrücken wurde.
Am 11.11.1938 wurde er nach Dachau deportiert wo er bis Anfang 1939 blieb. Im September 1939 floh er nach Köln. Er wurde am 18.06.1943 nach Theresienstadt deportiert und am 28.10.1944 in Auschwitz ermordet.
Verheiratet war er mit Erna Peiser, geborene Blum, geb. 16.05.1900 in Saarbrücken. Sie und Ernst Peiser heirateten 1922 und hatten zwei Kinder: Rachel Peiser und Gustav Peiser.
Das Ehepaar Peiser lebte zusammen mit ihren Schwiegereltern Salomon und Ida Blum in der damaligen Königin-Luisen-Straße 24 (heute: Ursulinenstraße)
Erna Peiser erlitt (ausgenommen die Zeit im KZ Dachau) das gleiche Schicksal wie ihr Ehemann: beide wurden am 28.10.1944 in Auschwitz umgebracht.
Die Schwiegereltern Salomon Blum, geb.05.12.1864 in Roxheim und Ida Blum, geborene Grünwald, geb. 08.12.1873 in Stuttgart wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ida Blum wurde am 05.10.1942 dort umgebracht, Salomon Blum am 02.01.1943.
Herbert Fürst, Olga Fürst - Lortzingstr. 18
MehrHerbert Fürst, Olga Fürst - Lortzingstr. 18
Herbert Fürst, Schneider, geb. 1890
Vor dem zweiten Weltkrieg lebte er in Saarbrücken, Lortzingstraße 18. Während des Krieges war er in Paris. 1943 wurde er in das Übergangslager Drancy bei Paris gebracht und nach Auschwitz deportiert.
Auch seine Frau Olga Fürst, geborene Haymann geb. 21.01.1899 in Saarburg, erlitt das gleiche Schicksal.
Sophronie Herz - Dudweiler Str. 26-30
MehrSophronie Herz - Dudweiler Str. 26-30
Sophronie Herz, geb. 19.06.1862 in Merzig.
wohnhaft: Dudweiler Straße 26, Saarbrücken.
Sie war verwitwet und hatte einen Sohn. Zu ihm floh sie nach Berlin und wurde von dort am 27. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ihr Todesdatum in Theresienstadt wird mit dem 29.01.1943 angegeben. Ihr Sohn Moritz, der 1881 in Saarbrücken geboren war, lebte in Berlin. Mit Transport von Berlin wurde er nach Riga am 25.01.1942 deportiert. Moritz starb in Riga.
Fritz Dobisch, Peter Roth, Wendel Schorr - Rathausplatz 1
MehrFritz Dobisch, Peter Roth, Wendel Schorr - Rathausplatz 1
Fritz Dobisch, geboren am 16. Februar 1890 in Merzingen bei Nördlingen. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Schreinerlehre. Am Ersten Weltkrieg nahm er von 1914 bis 1918 als Unteroffizier teil. Er wurde schwer verwundet. 1916 heiratete er die aus dem saarländischen Bous stammende Näherin Katharina Portz. 1919 zog das Paar nach Bous, wo Fritz Dobisch zu den Mitbegründern des dortigen SPDOrtsvereins wurde. Ab 1919 war Dobisch in Luisenthal beim Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands als Gewerkschaftssekretär tätig und wurde dort bereits 1920 Bezirksleiter. 1928 wurde er zum Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) Saar gewählt, ein Amt, das er bis 1935 bekleidete. Ab 1930 lebte er in Saarbrücken, wo er ab 1932 für die SPD dem Stadtrat angehörte.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Deutschen Reich war Dobisch darum bemüht, den ADGB im Saargebiet aus den Auseinandersetzungen mit der NSDAP herauszuhalten. Im Zuge der Saar-Abstimmung positionierte sich der ADGB Saar für die Beibehaltung des Status Quo, also gegen die Rückgliederung ins Deutsche Reich. Am 13. Januar 1935 stimmte jedoch die Mehrheit der Saarländerinnen und Saarländer für die Angliederung an das Deutsche Reich. Damit bestand für Fritz Dobisch größte Gefahr für Leib und Leben. Am 17. Februar emigrierte er deshalb mit seiner Frau nach Luxemburg.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dobisch, nachdem auch Luxemburg von Hitler-Deutschland besetzt war, im Mai 1940 von Angehörigen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhaftet. Die Stationen des darauf folgenden Martyriums waren: Gestapo-Haft in Trier, Zuchthaus Wittlich, Gestapo-Haft in Düsseldorf. Da die Gestapo nicht genügend Beweismaterial hatte, um eine Anklage gegen ihn zu konstruieren, wurde Anfang Juli 1941 seine Überstellung ins KZ-Buchenwald angeordnet. Vier Tage nach seiner Ankunft in Buchenwald wurde Fritz Dobisch am 7. Juli 1941 ermordet, angeblich starb er an einer „Gehirnerschütterung in Folge eines Unfalls“. Die Urne mit seinen sterblichen Überresten ist auf dem Friedhof in Bous beigesetzt.
Peter Roth, geboren am 4. November 1900 in Otzenhausen. Er war nach dem Besuch der Volksschule als Hilfsarbeiter und Bergmann tätig. 1918 war er für einige Monate Soldat im Ersten Weltkrieg. Danach arbeitete er für kurze Zeit wieder als Bergmann, 1921 zog er nach Saarbrücken, war von 1923 bis Anfang 1933 als Arbeiter bei der Burbacher Hütte beschäftigt. Danach war er arbeitslos bis Februar 1936 und von da ab bis September 1936 mit Notstandsarbeiten bei der Firma Leydicker und Co. in Saarbrücken beim Straßenbau tätig. Er heiratete 1924 seine Frau Philippina, geborene Day. Sie hatten zwei Söhne.
Peter Roth trat 1930 der Kommunistischen Partei (KP) bei und auch der Roten Hilfe. Er wurde Mitglied des Proletarischen Freidenkerverbandes, trat aus der katholischen Kirche aus. 1931 wurde er Hauptkassierer der KP in der Stadt Saarbrücken und übte auch weitere Parteifunktionen aus. Bei der Kommunalwahl am 13. November 1932 wurde er in den Stadtrat gewählt, legte dann nach seiner Wahl zum ehrenamtlichen Beigeordneten sein Mandat nieder, wodurch ein weiterer Genosse von ihm in den Stadtrat nachrücken konnte
Die Jahre 1933 bis 1935 sahen ihn aktiv im antifaschistischen Kampf gegen den Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland. Als die Verhaftungswelle gegen die illegale KPGruppe um Otto Johänntgen, Walter Brückner und andere in Sommer 1935 einsetze, hat er die illegale Arbeit vorübergehend „aus Gründen der Vorsicht“ eingestellt, bald danach jedoch wieder aufgenommen.
Peter Roth wurde am 10. September 1936 zusammen mit anderen seiner Genossen festgenommen. Mangels genügender Beweise wurde ein gerichtliches Verfahren nicht anhängig gemacht, aber er wurde in Schutzhaft behalten und im Konzentrationslager Lichtenburg untergebracht. Peter Roth kam vom KZ-Lichtenburg am 14.4.1937 ins Saarbrücker Polizeigefängnis Alexanderstraße, war ab dem 10. Mai dann in der Strafanstalt Lerchesflur. Gegen Peter Roth wurde Anklage im Zusammenhang mit dem sogenannten „Rote HilfeProzess“ erhoben. Dieser wurde an sechs Tagen im Januar 1938 vor dem Oberlandesgericht Hamm gegen 24 Frauen und Männer aus Saarbrücken durchgeführt. Das Gericht tagte in Saarbrücken und verkündete am 18. Januar gegen die neun Frauen, zwölf Arbeiter und zwei Rentner insgesamt 94 Jahre und zehn Monate Zuchthaus und sechs Jahre und 10 Monate Gefängnis-Strafen. Gegen Peter Roth wurden neun Jahre Zuchthaus „für ausreichend und erforderlich angesehen.“ Außerdem sprach man ihm die bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von zehn Jahren ab. Am 16. Juli 1943 kam der ehemalige Saarbrücker Beigeordnete Peter Roth im Zuchthaus Siegburg unter ungeklärten Umständen ums Leben.
Wendel Schorr, geboren am 31. Januar 1903 in Oberthal-Imweiler. Er besuchte dort die Volksschule und nahm nach seiner Schulentlassung 1917 eine Arbeit beim Neunkircher Eisenwerk an. Dort blieb er bis 1925. Danach arbeitete er bis Sommer 1926 bei der Burbacher Hütte. Ab dem 29. Juli 1926 war er bis zu seiner Entlassung am 31. Dezember 1936 als Straßenbahner bei der Stadt Saarbrücken tätig. Am 26. Juli 1928 heiratete er seine Frau Emma, geb. Pontius, in Mittelbexbach. Sie hatten einen Sohn.
Im August 1932 wurde Wendel Schorr Mitglied der Kommunistischen Partei (KP). Er gehörte von 1932 bis 1935 dem Saarbrücker Stadtrat an. Er war Vorsitzender der KP Betriebszelle bei der Straßenbahn und Mitglied der erweiterten Bezirksleitung der KP-SaarNahe.
Nach der Eingliederung des Saarlandes in das Deutsche Reich 1935 setzte Wendel Schorr seine jetzt illegale Parteiarbeit fort. Er versuchte, unter schwierigsten Bedingungen die kommunistischen Straßenbahner neu zu organisieren. Vermutlich im Zusammenhang mit den Verhaftungen der Gruppe um Otto Johänntgen und Walter Brückner geriet er ins Visier der Gestapo. Er wurde am 13. Februar 1937 vorläufig festgenommen und war ab 7. April in Untersuchungshaft. Die Gestapo Saarbrücken hatte am 9. März 1937 nach Berlin berichtet, „dass auch innerhalb des Betriebes der städtischen Straßenbahn Saarbrücken eine kommunistische Zelle aufgebaut worden war“. Der Generalstaatsanwalt in Hamm erhob am 23. Juli Anklage gegen Schorr wegen „Hochverrat“. Wendel Schorr wurde am 25. August in das Gerichtsgefängnis nach Hamm verbracht und stand am 2.
September 1937 vor dem 5. Strafsenat des Oberlandesgerichts. Dieser verurteilte ihn zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus. Aus dem Zuchthaus Siegburg wurde er für 14 Tage zum „Rote Hilfe-Prozess“ nach Saarbrücken verbracht. Weitere Haftstationen waren die Zuchthäuser Butzbach (Hessen) und Fuhlsbüttel (Hamburg). Dort hatte er am 2. Juni 1940 seine Strafe verbüßt. In einem Schreiben der Strafanstalt vom 30.4.1940 hieß es „Anschließend an seine Entlassung wird Schorr der Staatspolizei zugeführt.“ Diese kerkerte ihn erst im KZ-Dachau ein. Seine Häftlingsnummer: 13711. Von dort wurde er in das KZ-Ravensbrück „überstellt“.
Frau Schorr erhielt Ende Februar 1944 die Nachricht, dass ihr Mann am 24. Februar verstorben sei. Sterbeursache: „Angina Pectoris“. Amtsärztlich wurde bescheinigt: „Auf Grund der Leichenschau hat sich ein Verdacht nicht ergeben, dass der Verstobene eines nicht-natürlichen Todes gestorben sei“.
Paula Loeb, Emilie Kaiser - Rathausplatz 7
MehrPaula Loeb, Emilie Kaiser - Rathausplatz 7
Paula Loeb, geb. 18.05.1888 in Meiningen, Tochter von Emilie Kaiser, geb. 06.03.1863 in Osterberg/Kreis Neu-Ulm, sie war eine geborene Guggenheimer.
Paula Loeb war geschieden und lebte mit der Mutter am Platz der deutschen Front, dem heutigen Rathausplatz im Haus Nr. 7.
Am 08.09.1939 wurden Mutter und Tochter zwangsausgesiedelt nach Halle, wo sie sich bis 1942 aufhielten.
Die Transportliste vom 30.05.1942 enthält die Namen für die Deportation „nach Osten“. Der Deportationszug fuhr von Kassel über Halle nach Lublin/Polen wo er am 03.06.1942 das Vernichtungslager Sobibor erreichte. Beide wurden sofort selektiert und am gleichen Tag ermordet.
Hilde Itzkowitz, Sally Strauss - Großherzog-Friedrich-Str. 12
MehrHilde Itzkowitz, Sally Strauss - Großherzog-Friedrich-Str. 12
Hilde Itzkowitz, geb. Strauß, geb. 26. 07.1892 in Straßburg, wohnhaft: Saarbrücken, Großherzog-Friedrich-Straße 12
Deportation: von Halle am 01.06.1942 mit dem Deportationszug ins Vernichtungslager Sobibor
Todesdatum: 03.06.1942
Sally Strauß, geb. 05.12.1899 in Grumbach/Kreis Heidelberg, wohnhaft: Großherzog-FriedrichStraße 12.
Sie war ledig. Ihre Eltern waren Jeanette und Simon Strauß. Sie hatte einen Bruder namens Gustav, er lebt in USA.
Am 15.11.1938 wurde sie verhaftet und nach Dachau gebracht, ein Jahr später wurde sie als Zwangsarbeiterin nach Halle umgesiedelt, wo sie bei der Humusdünger GmbH in Halle-Trotha arbeiten musste. Mit vielen anderen ehemaligen Saarbrückern wurde sie am 01.06.1942 mit dem Deportationszug ins Vernichtungslager Sobibor gebracht und am 03.06.1942 dort ermordet.
Heinz Henry Bonem, Lotte Bonem - Nauwieserplatz 11/13
MehrHeinz Henry Bonem, Lotte Bonem - Nauwieserplatz 11/13
Heinz Henry Bonem, geb. 29.01.1921 in Saarbrücken, Sohn von Simon Bonem und seiner Frau Alma Bonem, Wohnhaft: Nauwieserplatz 11/13, Saarbrücken
Geflohen nach Frankreich, dort verhaftet und ins Übergangslager Drancy bei Paris verbracht.
Am 04.03.1943 im Konzentrationslager Majdanek umgebracht worden.
Lotte Bonem, geb. 31.07.1922 in Saarbrücken.
Am 07.03.1943 wurde sie nach Majdanek deportiert wo sie umgebracht wurde.
Wilhelm Diesel - Schlossstr. 8
MehrWilhelm Diesel - Schlossstr. 8
Wilhelm Diesel hatte keine erfüllte Biografie – im Gegenteil, es gelang ihm nicht ein geordnetes Leben zu führen. Seinen Lebensweg prägen häufige Wohnsitzwechsel, verbunden mit gescheiterten persönlichen Beziehungen und dem Abgleiten in sozial problematische Verhältnisse. Geboren am 8. Dezember 1905 in Ottweiler, verzog er mit seinen Eltern 1913 nach Saarbrücken, Bahnhofstraße 3, nahm 1920 vorübergehend Wohnung in Neunkirchen/Ottweiler, bevor er am 28. November 1921 nach Saarbrücken zurückkehrte. 1920 geriet er erstmals mit dem Gesetz in Konflikt, 1922 zum zweiten Male. Nach erneuter Straffälligkeit 1923 und Verurteilung kam er in das Gefängnis Lerchesflur; der Strafvollzug wurde am 3. Januar 1924 zwecks Überführung in eine Erziehungsanstalt unterbrochen. Die Homburger Fürsorgeerziehungsanstalt veranlasste wahrscheinlich den Besuch der Handwerker-Bildungsanstalt Gemünd ab dem 26. Januar 1924. Am 20. Mai 1925 bezog Wilhelm Diesel abermals Wohnung bei seinen Eltern in Saarbrücken, Bahnhofstraße 3 und heiratete am 30. Oktober 1926 in Dudweiler Maria Felzen, aus dieser Ehe sollte ein Sohn hervorgehen. Trotz der Familiengründung scheint das Leben Wilhelm Diesels nicht in geordneten Bahnen verlaufen zu sein, worauf mehrfache Wohnortwechsel hindeuten. Er hielt sich auch in Paris und Forbach auf, 1934 lebte er in der Schloßstraße 20. Diesel war durch mehrfachen Diebstahl immer wieder auffällig geworden.
1940 geriet er in den NS-Vernichtungsapparat. Er wurde in Saarbrücken in Vorbeugehaft genommen und am 24. Dezember 1940 einem Transport ins KZ Dachau zugewiesen. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 24703 und wurde der Kategorie „PSV“ zugeordnet. Diese Zuordnung stufte Wilhelm Diesel in die Gruppe für „Sicherungsverwahrte“ ein; darunter fielen Gefängnisinsassen, die als „Berufsverbrecher“ galten. Aus den Unterlagen der Gedenkstätte Dachau geht hervor: Wilhelm Diesel erreichte das KZ Dachau am 10. Januar 1941. Seine Überführung in das KZ Neuengamme erfolgte am 23. Januar 1941, von wo er am 29. April 1941 rücküberführt wurde. Laut eines Operationsbuches, das dem Archiv der KZ Gedenkstätte Dachau vorliegt, wurde Diesel am 19. Juli 1941 wegen einer Knieschleimbeutelentzündung operiert. Am 16. Januar 1942 kam Diesel mit einem Invalidentransport in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim, wo er laut Sterbeurkunde am 9. Februar 1942 an Herz- und Kreislaufschwäche in Verbindung mit Lungenentzündung verstorben sein soll.
Einreichung von Konzeptideen
Saarländische Künstler*innen aller Sparten können Kurzkonzepte und Skizzen zu ihren Ideen einreichen. Alle digital auf dem Smartphone darstellbaren Formate sind möglich, also Video, Audio und Bild. Bei Video- und Audio-Inhalten dürfen die Werke eine maximale Dauer von 1 Minute Länge haben.
Nicht im Saarland ansässige Künstler*innen können ihren Saarland-Bezug in der Kurzbiografie darstellen.
Die Frist zur Einreichung ist der 5. Dezember 2024.
Die Einreichung mehrerer Konzepte zu unterschiedlichen Stationen ist ausdrücklich erlaubt! In dem Fall muss das Formular mehrfach ausgefüllt werden.
Falls zu den Stationen sehr ungleiche Anzahlen von Bewerbungen eingehen, behält sich die Arbeit und Kultur Saarland vor, noch vor Ablauf der Bewerbungsfrist einzelne Stationen aus dem Bewerbungsformular zu entfernen.
Erst nach Auswahl durch die Jury wird ein Werkvertrag mit der Arbeit und Kultur Saarland gGmbH über 500 Euro brutto geschlossen und die Konzepte werden umgesetzt bis zum 28. Februar 2025.
Es wäre schön, wenn die ausgewählten Künstler*innen an der öffentlichen Präsentation und Begehung der Stolpersteine-Tour am 08. Mai 2025 um 17.00 Uhr teilnehmen könnten, um ihr Werk vorzustellen.
Links
Für weitere Recherchen empfehlen wir folgende Seiten: